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Eines der Dinge, die ich bei den Piraten höchst seltsam finde, ist die Vorstellung eines im Wesentlichen verwaltenden Vorstands. Dahinter steht, wenn ich es richtig verstanden habe, die Idee, dass alle Piraten gleichermaßermaßen wichtig sind und Strukturen daher sowieso nur ein notwendiges Übel seien. Beides sind wunderbar sympathische Ansätze. Es ist nur leider alles nicht so einfach.

Das mit der gleichen Wichtigkeit aller Piraten wird an vielen Stellen durchbrochen. Es gibt Beauftragungen, es gibt Mandatsträger, es gibt – nicht zuletzt – Präsenzparteitage. Letztere, als Inkarnation gleicher Mitbestimmung gepriesen, nehmen unglücklicherweise all jenen Piraten ihre grundlegend gleiche Wichtigkeit, die aufgrund ihres sonstigen Lebens dort nicht teilnehmen können. Rumms, nix mit gleicher Wichtigkeit!

Wer Strukturen als notwendiges Übel begreift, kann damit redlicherweise nur formelle Strukturen meinen. Denn informelle Strukturen entstehen überall, wo Menschen aufeinander treffen. Gerade eine Partei, die sich Transparenz auf die orangefarbenen Fahnen geschrieben hat, müsste alles dafür tun, dass die informellen Strukturen durch formelle Strukturen sichtbar werden. Das soll und muss die informellen Strukturen nicht bürokratisieren, aber es legt sie offen. So verstanden sind formelle Strukturen nicht notwendiges Übel, sondern Ausdruck gelebter Transparenz.

Schließlich: Wir machen hier Politik. Das Wesentliche, worum es geht, ist also Politik. Nach außen tritt diese Politik durch Menschen in Erscheinung. Diese Menschen sollten politische Menschen sein, die sich politisch äußern. Besonders nach außen bekannte Menschen sind zum Beispiel Vorstände. Also sind diese Menschen besonders dazu berufen, unsere Politik nach außen zu tragen. Das tun sie auf Grundlage der Parteimeinung. Aber das tun sie eben auch als politische Menschen. Das allgemeine Piratische oder Piratige Mandat gilt auch für Vorstände. Ihr Amt verpflichtet sie dabei zu besonderer Sorgfalt, aber es nimmt ihnen keine Rechte, die sie ohne dieses Amt hätten. Das Vertrauen, dass sie eigene, von der Parteimeinung abweichende Standpunkte nach sorgfältiger innerer Prüfung angemessen vertreten, sollten wir ihnen entgegenbringen. Immerhin haben wir sie gewählt.